Heute vor 20 Jahren, am 27.07.1993 stellte Microsoft die erste Version von Windows NT vor.
Windows NT war das erste »echte« Windows-Betriebssystem. Es lief voll im 32-Bit-Modus und benötigte kein DOS als Grundlage. Optisch sah Windows NT wie Windows 3.1 aus, sodass die nach jahrelanger Entwicklung erste veröffentlichte Version auch mit der Nummer NT 3.1 auf den Markt kam. Kurz danach erschienen mit NT 3.5 und NT 3.51 technische Weiterentwicklungen.
Windows NT war von Anfang an speziell für Netzwerke und Mehrbenutzerumgebungen ausgelegt und war in einer Workstation- und einer Server-Version erhältlich. Mit Microsofts Einstieg in den Netzwerkmarkt wurden ab jetzt zwei Windows-Produktlinien parallel entwickelt, die erst in Windows XP wieder zusammengeführt wurden.
Trotz gleicher Optik unterschieden sich Windows für Workgroups und NT technisch erheblich, vor allem was das Treibermodell und die Hardware-Unterstützung anging. Das neue Treibermodell sollte bereits zu Windows 98-Zeiten von den Consumer-Versionen übernommen werden. Dies hat aber weder bei Windows 98 noch bei Windows ME zufrieden stellend funktioniert. Erst in Windows XP wurden gemeinsame Treiber in Consumer- und Professional-Version zur Realität.
Neu ist auch das NTFS-Dateisystem (New Technology File System), das erstmals bei einem Microsoft-Betriebssystem die Vergabe benutzerspezifischer Dateirechte ermöglicht. OS/2, Unix, Novell hatten diese Option zum damaligen Zeitpunkt aber schon lange.
Zusätzlich zur Version für die auch damals schon weit verbreitete PC-Plattform mit Intel-Prozessor, wurden auch NT-Versionen für Dec Alpha, PowerPC und MIPS entwickelt, die aber relativ bald wieder eingestellt wurden.
Microsoft bot Ende 1994 für Windows NT-Nutzer eine Testversion der neuen Benutzeroberfläche an, die mit Windows 95 eingeführt wurde. Diese konnte über ein bestehendes Windows NT 3.51 installiert werden und gab dem Betriebssystem das Aussehen von Windows 95.
Technische Unterschiede zwischen Windows NT und Windows 95
Zum 20. Geburtstag von Windows NT hier noch ein (historischer) technischer Vergleich zwischen Windows 95/98 und NT. Der Text stammt aus dem NT4 Arbeitsplatzbuch, das zur ersten Windows NT-Version mit neuer Oberfläche erschienen ist:
Bei Windows 95/98 wurde von Seiten Microsoft auf eine möglichst weitgehende Kompatibilität mit Windows 3.x (16 Bit) geachtet. Windows NT hingegen wurde unabhängig von anderen Betriebssystemen mit den Zielsetzungen für Stabilität, Sicherheit und Skalierbarkeit entwickelt. Windows NT stellt im Gegensatz zu Windows 95/98 ein vollwertiges 32-Bit Betriebssystem dar.
Beim Systemdesign von Windows NT werden zwei Ebenen unterschieden, die in unterschiedlichen Prozessormodi ablaufen. Im sogenannten Kernel-Mode laufen die Kernfunktionen des Betriebssystems (Micro-Kernel, Hardware-Abstraction-Layer (HAL) und Gerätetreiber) ab. Der HAL übernimmt dabei die Aufgabe, die Hardware (Prozessoren oder Bussysteme) einheitlich den oberen Schichten des Betriebssystems zur Verfügung zu stellen. Dadurch wird es einfach mit Windows NT neben den Intel-Prozessoren auch auf Alpha-Prozessoren zuzugreifen.
Oberhalb der Systemebene befinden sich mehrere Subsysteme. Diese Subsysteme stellen die APIs für verschiedene Anwendungen und die zusätzlichen Funktionen des Anmeldeprozesses und weitere Prozesse im Bereich Sicherheit zur Verfügung. Dabei ist eigentlich nur das Win32-Subsystem von Bedeutung. Dieses stellt Ihnen auch die Unterstützung für 16-Bit-Windows- und DOS-Anwendungen zur Verfügung. Die weiteren Subsysteme (Unterstützung von OS/2 und POSIX) sind nur noch von nachgeordneter Bedeutung, vor allem da sie nicht weiterentwickelt wurden.
Windows NT unterstützt die Dateisysteme FAT und NTFS. Die Unterstützung für FAT32 kommt mit Windows 2000 (NT 5). Das von OS/2 verwendete High-Performance-Filesystem (HPFS) kann unter Windows NT manuell aktiviert werden. Das bevorzugte Dateisystem von Windows NT ist NTFS. Es bietet bei größeren Datenträgern eine höhere Performance und eine Vielzahl von Sicherheitsfeatures. Basis des NTFS-Dateisystems ist eine Master File Table (MFT). Neben dem Sicherheits-Deskriptor speichert die MFT kleinere Dateien und Verzeichnisse (deren maximale Größe hängt von der Cluster-Größe ab) direkt.
Ein auf NTFS basierendes System läßt sich nicht wie Windows 95/98 mit einer DOS-Diskette booten und dann bearbeiten. Wenn ein NT-System nicht mehr bootet, kommen die NT-eigenen Wiederherstellungsmechanismen (beispielsweise über die Notfalldisketten) zum Einsatz.
Windows NT ist für die Arbeit in heterogenen Netzen vorgesehen. Deshalb ist die Unterstützung der Transportprotokolle für Netbeui, IPX und TCP/IP voll implementiert. Außer den Funktionen für die lokale Vernetzung Ihrer Windows NT-Workstation, ist auch der RAS-Dienst (Remote Access Service) primärer Bestandteil des Betriebssystems. Der RAS-Dienst stellt Ihnen eine stabile Schnittstelle für die Fernkommunikation zur Verfügung. Mit dieser können Sie auf RAS-Server im Unternehmen oder auf das Internet zugreifen. Der Client des RAS-Dienstes ist das DFÜ-Netzwerk. Dieses unterscheidet sich grundlegend vom DFÜ-Netzwerk-Client unter Windows 95/98. Das größte Handikap von Windows NT ist dabei die nicht vorhandene ISDN-Unterstützung. Weiterhin stellt Ihnen ihre Windows NT-Workstation, wie auch Windows 95/98, Peer-Networking-Funktionalitäten zur Verfügung. Diese werden unter Windows NT, anders als bei Windows 95/98, standardmäßig aktiviert.
Die Oberfläche von Windows NT 4 entspricht im wesentlichen der Benutzeroberfläche von Windows 95. Durch die Installation des Internet Explorer 4 können Sie die Benutzeroberfläche der von Windows 98 anpassen.
Windows NT unterscheidet, anders als Windows 95/98, zwischen allgemeinen und benutzerbezogenen Einstellungen. Diese werden über Benutzerprofile und Systemrichtlinien eingestellt und gesteuert.
Bei Windows NT 4 und Windows 95/98 sind aber nicht nur die Oberflächen fast identisch, sondern auch die API. Der Vorteil von Windows NT besteht dabei darin, daß Windows NT zusätzliche Funktionen im Sicherheitsbereich anbietet. Auf der Windows 95/98 Basis gibt es im Gegenzug erheblich mehr Low-End-Anwender orientierte Funktionen. Diese suchen Sie zum Teil unter Windows NT vergeblich. Moderne 32-Bit Standardsoftware arbeitet ausnahmslos unter Windows 9x als auch unter NT.
Spiele, die direkt in den Grafikspeicher schreiben, bekommen Sie unter Windows NT nicht zum laufen, da das Sicherheitsmodell direkte Hardwarezugriffe ausschließt. Da auch die Unterstützung der DirectX-APIs unter NT ab und an noch Probleme bereitet, kann man Windows NT nicht als ideale Plattform zum Spielen bezeichnen. Hier gibt es einen klaren Punktsieg für Windows 98.
Aber wenn Sie eine stabile und sichere Arbeitsplattform für 32-Bit-Anwendungen suchen, kommen Sie an Windows NT nicht vorbei. Vor allem seine Multitasking-Fähigkeit, die es Ihnen erlaubt parallel verschiedene Aufgaben zu erledigen, ist im Vergleich zu Windows 95/98, sehr stabil und Zuverlässig. Ein Manko ist die mangelnde Unterstützung von Funktionen für den Mobil-Bereich. Die auf Notebooks wichtigen Funktionen Plug and Play und Powermanagement werden von Windows NT nicht voll unterstützt. Dieser Mißstand wird sich mit Windows 2000 ändern.
Noch ein paar Worte zur Hardware-Umgebung von Windows NT. Es benötigt vor allem ausreichend und schnellen Arbeitsspeicher und einen entsprechenden Prozessor. Die Anforderungen sind hier deutlich höher als bei Windows 95/98.
Dennoch, da Windows NT die Möglichkeiten einer zentralen Administration bietet und über eine Vielzahl integrierter Sicherheitsfunktionen verfügt, man das Aussehen der Oberfläche vorgegeben kann und die Zufgriffsberechtigungen auf Systemeinstellungen beschränkbar sind, ist für vernetzte Umgebungen mit zentraler Administration Windows NT erste Wahl.
Das aktuelle Windows 8.1 trägt immer noch NT im Namen. Die interne Versionsnummer lautet Windows NT 6.3.
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